Sichtbare belassene Fachwerke lassen sich im Glarnerland an einer Hand abzählen.
Das beeindruckendste Beispiel steht in Netstal unterhalb der steilen Planken des Wiggismassivs, direkt am alten Landesfussweg: das 1728 erbaute Stählihaus. Ein prachtvolles Wohnhaus der damaligen katholischen Landeselite.
Das Stählihaus gilt typologisch wie auch konstruktionsgeschichtlich als einzigartiger Zeitzeuge im Glarnerland und wurde deshalb in den 1970er Jahren vom Bund in das Schweizerische Inventar der Kulturgüter von nationaler Bedeutung aufgenommen und so unter eidgenössischen Schutz gestellt.
Auftrag
Totalsanierung und Umbau
Ort
Netstal GL
Status
Baueingabe
An der gegen Osten zugewandten Hauptfassade lösen sich sorgfältig geflochtene Holzbalken mit weissen Mauerflächen ab, sodass vielseitige Figuren daraus entstehen. Bis auf das Andreaskreuz wiederholt sich keine davon. Die symmetrisch ausgebildeten Fensterreihen werden von vertikalen Zugläden geschützt. Nicht weniger aussergewöhnlich zeigt sich die mit weissen Arabesken bemalte Dachuntersicht. Unter den Giebel hat der Baumeister das Christusmonogramm IHS gesetzt, welches sich von den ersten drei Buchstaben des griechischen Namens Jesu ableitet und später zum Kreuz umgedeutet wurde.
Als Erbauer nimmt man die Brüder Christian (1685-1747) und Johannes (1698-1765) Stähli an, beides gewichtige Vertreter höherer Landesämter. Der ältere war als Ratsherr, Neunerrichter und Landeshauptmann zu Wil tätig, der jüngere Seckelmeister und Neunerrichter. Die Verbindung zu Wil mag vielleicht die Herkunft der Haustypologie erklären, welche wohl in der Bodenseeregion zu suchen ist.
Das Doppelhaus verfügt sowohl über einen gemeinsamen Eingang wie auch ein von beiden Parteien genutztes Treppenhaus. Bei Bauforschungen, die in der Vorstudie zu diesem Umbau vorgenommen wurden, wurden im Vorderhaus auf allen Geschossen Verbindungstüren gefunden, die sich hinter Täfern aus dem 18. Jahrhundert verbargen. Es darf deshalb davon ausgegangen werden, dass das Haus schon beim oder kurz nach dem Bau geteilt wurde.
Die beiden Haushälften entwickelten sich über die Jahrhunderte äusserst unterschiedlich. Während in der südlichen Haushälfte jegliche Innenausbauten verloren gingen, erhielten sich in der nördlichen zwei getäferte Zimmer und ein reich bemalter Ofen des Hafnermeisters Jacob Simen, der auf 1816 datiert ist, jedoch erst in den 1970er Jahren mit Hilfe des Glarner Heimatschutzes den Weg vom Landesmuseum des Freulerpalasts ins Stählihaus fand.
Durch glückliche Umstände kamen die beiden Haushälften vor einigen Jahren endlich wieder in eine Hand, was nach bald 300 Jahren erstmals eine ganzheitliche Sanierung möglich macht.
Untersuchungen an der Bausubstanz brachten hervor, dass eine umfassende Sanierung des Gebäudes dringend angebracht ist. Der Balkonanbau in Stahlbeton, welcher wohl in den 70er Jahren mit ungenügendem Fachwissen angefügt wurde, führte zu massiven Schäden an den Schwellenköpfen. Auch zementhaltige Mörtel, welche in den 70er Jahren eingebracht wurden, schadeten der historischen Bausubstanz. Dem Architekten und damaligen Präsidenten des Glarner Heimatschutzes Jakob Zweife, der sich für den Erhalt und die angemessene Sanierung des Hauses einsetzte, kann man kaum Vorwürfe machen, denn die eingesetzten Produkte galten damals als tauglich und wurden beispielsweise auch an den römischen Ruinen in Augusta Raurica eingesetzt. Die Erfahrung im Umgang mit historischer Bausubstanz hat uns gelehrt, dass die "alten" Baustoffe wie Kalk und Lehm die Feuchtigkeit besser zu regulieren vermögen und ihre höhere Elastizität zu wenigen Spannungsrissen führt.
Um die Fehler der 70er Jahre nicht zu wiederholen haben wir ausgewiesene Fachleute zur Expertise hinzugezogen:
Das hölzerne Fachwerk wird von Ambrosius Widmer eingehend untersucht. Der international anerkannte Zimmermeister und Restaurator aus Sarnen ist Dozent im Ausbildungsgang "Handwerk in der Denkmalpflege". Die am Haus eingesetzten Farben und Putze werden von Spezialistern von fontana & fontana aus Rapperswil unter die Luppe genommen. Für das Wärmedämm- und Energiekonzept konnten wir den renommierten Bauphysiker Christoph Keller gewinnen.
| Architekt: Reto Fuchs
| Expertise Zimmermannsarbeiten: Ambrosius Widmer
| Bauphysik: Christopf Keller
Sichtbare belassene Fachwerke lassen sich im Glarnerland an einer Hand abzählen.
Das beeindruckendste Beispiel steht in Netstal unterhalb der steilen Planken des Wiggismassivs, direkt am alten Landesfussweg: das 1728 erbaute Stählihaus. Ein prachtvolles Wohnhaus der damaligen katholischen Landeselite.
Das Stählihaus gilt typologisch wie auch konstruktionsgeschichtlich als einzigartiger Zeitzeuge im Glarnerland und wurde deshalb in den 1970er Jahren vom Bund in das Schweizerische Inventar der Kulturgüter von nationaler Bedeutung aufgenommen und so unter eidgenössischen Schutz gestellt.
Auftrag
Totalsanierung und Umbau
Ort
Netstal GL
Status
Baueingabe
An der gegen Osten zugewandten Hauptfassade lösen sich sorgfältig geflochtene Holzbalken mit weissen Mauerflächen ab, sodass vielseitige Figuren daraus entstehen. Bis auf das Andreaskreuz wiederholt sich keine davon. Die symmetrisch ausgebildeten Fensterreihen werden von vertikalen Zugläden geschützt. Nicht weniger aussergewöhnlich zeigt sich die mit weissen Arabesken bemalte Dachuntersicht. Unter den Giebel hat der Baumeister das Christusmonogramm IHS gesetzt, welches sich von den ersten drei Buchstaben des griechischen Namens Jesu ableitet und später zum Kreuz umgedeutet wurde.
Als Erbauer nimmt man die Brüder Christian (1685-1747) und Johannes (1698-1765) Stähli an, beides gewichtige Vertreter höherer Landesämter. Der ältere war als Ratsherr, Neunerrichter und Landeshauptmann zu Wil tätig, der jüngere Seckelmeister und Neunerrichter. Die Verbindung zu Wil mag vielleicht die Herkunft der Haustypologie erklären, welche wohl in der Bodenseeregion zu suchen ist.
Das Doppelhaus verfügt sowohl über einen gemeinsamen Eingang wie auch ein von beiden Parteien genutztes Treppenhaus. Bei Bauforschungen, die in der Vorstudie zu diesem Umbau vorgenommen wurden, wurden im Vorderhaus auf allen Geschossen Verbindungstüren gefunden, die sich hinter Täfern aus dem 18. Jahrhundert verbargen. Es darf deshalb davon ausgegangen werden, dass das Haus schon beim oder kurz nach dem Bau geteilt wurde.
Die beiden Haushälften entwickelten sich über die Jahrhunderte äusserst unterschiedlich. Während in der südlichen Haushälfte jegliche Innenausbauten verloren gingen, erhielten sich in der nördlichen zwei getäferte Zimmer und ein reich bemalter Ofen des Hafnermeisters Jacob Simen, der auf 1816 datiert ist, jedoch erst in den 1970er Jahren mit Hilfe des Glarner Heimatschutzes den Weg vom Landesmuseum des Freulerpalasts ins Stählihaus fand.
Durch glückliche Umstände kamen die beiden Haushälften vor einigen Jahren endlich wieder in eine Hand, was nach bald 300 Jahren erstmals eine ganzheitliche Sanierung möglich macht.
Untersuchungen an der Bausubstanz brachten hervor, dass eine umfassende Sanierung des Gebäudes dringend angebracht ist. Der Balkonanbau in Stahlbeton, welcher wohl in den 70er Jahren mit ungenügendem Fachwissen angefügt wurde, führte zu massiven Schäden an den Schwellenköpfen. Auch zementhaltige Mörtel, welche in den 70er Jahren eingebracht wurden, schadeten der historischen Bausubstanz. Dem Architekten und damaligen Präsidenten des Glarner Heimatschutzes Jakob Zweife, der sich für den Erhalt und die angemessene Sanierung des Hauses einsetzte, kann man kaum Vorwürfe machen, denn die eingesetzten Produkte galten damals als tauglich und wurden beispielsweise auch an den römischen Ruinen in Augusta Raurica eingesetzt. Die Erfahrung im Umgang mit historischer Bausubstanz hat uns gelehrt, dass die "alten" Baustoffe wie Kalk und Lehm die Feuchtigkeit besser zu regulieren vermögen und ihre höhere Elastizität zu wenigen Spannungsrissen führt.
Um die Fehler der 70er Jahre nicht zu wiederholen haben wir ausgewiesene Fachleute zur Expertise hinzugezogen:
Das hölzerne Fachwerk wird von Ambrosius Widmer eingehend untersucht. Der international anerkannte Zimmermeister und Restaurator aus Sarnen ist Dozent im Ausbildungsgang "Handwerk in der Denkmalpflege". Die am Haus eingesetzten Farben und Putze werden von Spezialistern von fontana & fontana aus Rapperswil unter die Luppe genommen. Für das Wärmedämm- und Energiekonzept konnten wir den renommierten Bauphysiker Christoph Keller gewinnen.
| Architekt: Reto Fuchs
| Expertise Zimmermannsarbeiten: Ambrosius Widmer
| Bauphysik: Christopf Keller
Atelier Freienstein
Reto Fuchs
Architekt BSc.FH
Landstrasse 3
8750 Glarus
078 659 05 82
willkommen(at)atelierfreienstein.ch
© 2024
Impressum/Datenschutz
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